Der bekannte Grazer Anglist Franz Karl Stanzel feiert am 4. August dieses Jahres seinen hundertsten Geburtstag. Stanzel, der trotz seines hohen Alters noch aktiv publiziert, wurde in Molln (OÖ) geboren. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Offizier auf einem U-Boot, dessen Versenkung durch die britische Marine er als einer der wenigen Besatzungsmitglieder überlebte. Nach Kriegsgefangenschaft in England und Kanada studierte er Anglistik und Germanistik an der Universität Graz und an der Harvard University. Auf die Habilitation folgten Professuren in Göttingen und Erlangen-Nürnberg, bevor er 1962 auf den Lehrstuhl für Englische Philologie in Graz berufen wurde, wo er 1993 emeritierte. Stanzels internationaler Ruf beruht vor allem auf seinen Beiträgen zur Erzählforschung: seine Theorie des Erzählens (1979; seitdem sieben weitere Auflagen) hat Generationen von Studierenden der Sprach- und Literaturwissenschaften geprägt, Kategorien wie der „auktoriale Erzähler“ fanden sogar Eingang in den Schulunterricht. Neben der Erzählforschung wurde der mit zwei Ehrendoktoraten und vielen weiteren Auszeichnungen Gewürdigte auch durch seine Arbeiten zu literarischen Nationenstereotypen, zur Kriegsliteratur und zu den Kanadastudien weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus bekannt.