NACHRUF AUF
Mag. Dr. Hugo Keiper,
ao. Univ.-Prof. am Institut für Anglistik
Völlig unerwartet und viel zu früh verschied Hugo Keiper in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 2019 in seiner Grazer Wohnung trotz sofort eingeleiteter Wiederbelebungsversuche in seinem vierundsechzigsten Lebensjahr. Der folgende Nachruf, von seinem langjährigen Freund und ihn seit einem Vierteljahrhundert am Institut begleitenden Kollegen Werner Wolf verfasst, diene seinem ehrenden Angedenken.
Am 20. Nov. 1955 in Graz geboren, promovierte Hugo Keiper sub auspiciis an der Grazer Karl-Franzens-Universität im Jahre 1985 mit einer Arbeit mit dem Titel Studien zur Raumdarstellung in den Dramen Christopher Marlowes (1988 in Essen, Blaue Eule publiziert). Er war viele Jahre Assistent an der Grazer Lehrkanzel Englische Literatur II von Wolfgang Riehle und danach Leiter der ‚Abteilung für englische Literatur II: Drama und ältere Literatur‘ am Grazer Institut für Anglistik, wo er sich 2005 mit Studien zu Christopher Marlowes Doctor Faustus B (1616): Textedition, deutsche Prosafassung, Kommentare und Annotationen habilitierte, nachdem er 1997 ein bahnbrechendes Werk mit Christoph Bode und R. J. Utz zu Nominalism and Literary Discourse herausgegeben hatte. Hugo Keiper war einer der führenden Marlowe-Forscher, aber auch auf anderen Gebieten der Literaturwissenschaft und Intermedialitätsstudien (zumal im Bereich der Popsong-Forschung) leistete er Wesentliches (zuletzt z.B. in einem 2016 publizierten Essay „The Windmills of Your Mind‘: Notes Towards an Aesthetic of the Pop Song“ – in V. Kennedy/M. Gadpaille, Hrsg. Symphony and Song: The Intersection of Words and Music). Seine weiteren Schwerpunkte in Forschung und Lehre beinhalteten: spätmittelalterliche Literatur, das Drama Shakespeares, Theorie des Dramas, Raum und Literatur, Literatur und Philosophie, literarische Übersetzung, Versdichtung (v.a. Balladen). Für Details seiner zahlreichen Publikationen sei auf das persönliche Forschungsportal des Verstorbenen im Internet verwiesen.
Hugo Keiper war 36 Jahre mit Anita Keiper verheiratet, die er seit ihrer Gründung des Verlages ‚Edition Keiper‘ tatkräftig unterstützte. Er hinterlässt neben seiner Frau zwei inzwischen erwachsene Kinder, Schwiegerkinder, zwei Enkel und zahlreiche Freunde.
Hugo Keipers Persönlichkeit lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Er war ein großartiger Mensch. Er blieb trotz seiner wissenschaftlichen Meriten und beruflichen Erfolge bescheiden. Er war zuletzt ein umsichtiger, effizienter und verständnisvoller Institutsleiter i.V., wie er überhaupt ein hervorragender Wissenschaftler und außerordentlich liebenswürdiger Kollege war. Er war überdies ein sehr beliebter Lehrender, und dasselbe gilt für ihn als Kollegen. Stets war er freundlich, gut gelaunt und zu einem Plausch am Gang aufgelegt, darüber hinaus witzig, friedfertig und bemerkenswert hilfsbereit. Hugo Keiper war lebensfroh und – was sich auch an seinen profunden Kenntnissen der Popmusik zeigte – blieb stets am Puls der Zeit. Dies heißt indes nicht, dass er alles Zeitgemäße, Modische auch unterschiedslos schätzte. Wissenschaftlich vertrat er z.B. – und scheute sich in seiner aufrechten Art auch nicht, dies zu äußern – eine Auffassung von Philologie als profunder Textwissenschaft mit historischer Tiefe, und von der Universität war er überzeugt, dass sie eine Anstalt der Forschung und der Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden ohne Rücksicht auf ökonomische Effizienz sein solle, alles Auffassungen, die heute keineswegs mehr von allen geteilt werden. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb widmete er seinem Beruf so viel Energie, dass man sagen kann: Neben seiner Familie, die er über alles liebte, war die Wissenschaft, war academia sein Leben.
Mit seinem profunden Wissen auf einer Fülle von Gebieten, seiner Expertise als Lehrender und Forschender und nicht zuletzt seiner liebenswürdigen Persönlichkeit hinterlässt er eine unschließbare Lücke. Er hatte noch viele Pläne, auch wissenschaftlicher Art für das nächste Jahr bis zu seiner Pensionierung und darüber hinaus – all dies muss nun Plan bleiben. Was bleibt angesichts von vielem Unerfüllten und der sich jäh aufgetanen Lücke? Die Trauer seiner Familie, von Freunden und Bekannten und – auf Hugo Keiper in besonderer Weise zutreffend – was in einem Wort des großen Albert Schweitzer ausgedrückt wird: „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen“. Hugo Keiper hat solche Spuren in Fülle hinterlassen. Einen Menschen wie ihn wird man zeitlebens vermissen. Requiescat in pace.