Aktuelle Drittmittelprojekte am Institut für Anglistik
When Your Native Language Sounds Foreign: Characterising Foreign Accent in First Language Attrition Project
Dauer: 2020/01/13-2024/01/12
Projektleitung: Univ.-Prof. PhD Ineke Mennen
Höhe: € 397,124.03
Kurzbeschreibung: Individuen, die eine Zweitsprache erst im Erwachsenenalter erwerben, sprechen die Zweitsprache meist mit einem fremdsprachigen Akzent. Dieser Akzent ergibt sich aus Abweichungen von muttersprachlichen Normen und häufig sind Einflüsse der Erstsprache erkennbar. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass auch eine Umkehrung erfolgen kann, und die Erstsprache vom Zweitsprachenerwerb beeinflusst wird. Dies kann dazu führen, dass Sprecher:innen in ihrer Erstsprache als nicht-muttersprachlich wahrgenommen werden. Dieses Phänomen, das als Verlust der Erstsprache bezeichnet wird, kann in Individuen beobachten werden, die in einem Umfeld leben, in dem die Zweitsprache die dominante Sprache ist.
Das vorliegende Projekt zielt darauf ab, das Wesen des fremdsprachigen Akzents in der Erstsprache zu ergründen. Dabei wird eine Reihe von Forschungsfragen anhand von experimentellen Daten beantwortet. Zunächst wird erforscht, ob bestimmte Aussprachemerkmale – und wenn ja, welche – leichter verloren gehen als andere. Mithilfe von neuartigen Methoden wird untersucht, ob die englische Aussprache von Auswanderern in Österreich als nicht-muttersprachlich wahrgenommen wird. Hierbei werden sowohl einzelne Laute, als auch größere Bereiche, wie Intonation und Rhythmus, miteinbezogen.
Zweitens untersucht dieses Projekt erstmals die Beziehung zwischen subjektiv wahrgenommenen Veränderungen in der Aussprache und ihrer messbaren akustisch-phonetischen Manifestierung. Dies erfolgt durch eine Untersuchung jener Aussprachemerkmale, die als nicht-muttersprachlich wahrgenommen wurden. Um Abweichungen von der muttersprachlichen Norm zu identifizieren, werden die akustischen Daten der in Österreich lebenden SprecherInnen mit Sprachproduktionen von in Großbritannien lebenden EngländerInnen verglichen. Außerdem soll festgestellt werden, ob Veränderungen in der Muttersprache durch eine Wechselwirkung mit Merkmalen in der Zweitsprache hervorgerufen werden. Dazu werden die akustischen Daten der in Österreich lebenden Auswanderer mit der deutschen Aussprache von österreichischen Sprecher:innen verglichen.
Schließlich soll festgestellt werden, warum manche Sprecher:innen als nicht-muttersprachlich wahrgenommen werden, während dies bei anderen Sprecher:innen in ähnlichen Lebensumständen nicht der Fall ist. Dazu wird eine Vielzahl möglicher Variablen untersucht, die den Verlust der Erstsprache begünstigen könnten, z.B. wie häufig die Erst- und Zweitsprache verwendet werden, ob ein gewisses Aussprachetalent vorliegt, etc. Hierbei wird ebenfalls untersucht, ob eine hohe Zweitsprachenkompetenz den Verlust der Muttersprachlichkeit in der Erstsprache wahrscheinlicher macht.
Das Projekt wird entscheidend zu einem besseren Verständnis des Ausspracheverlustes der Erstsprache beitragen, und klären, in welcher Form und unter welchen Bedingungen Aussprache „verlernt“ werden kann. Dies ist einerseits von theoretischer Bedeutung, hat aber auch praktischen Nutzen für Zweisprachenlernende und -lehrende.
Ein Mehrstufenmodell des Schüler:innen–Engagements der Mittelschule
Zeitraum: 01.09.2022 - 31.08.2025
Fördergeber und Förderprogramm: FWF ESPRIT-Programm
Bewilligungssumme: 294.015,98
Einheit: Institut für Anglistik
Projektverantwortung: Giulia Sulis MA. PhD.
Mitarbeiter:innen: Univ.-Prof. Sarah Jane Mercer, B.A. M.A. M.Sc. Ph.D
In den letzten Jahren sah sich Österreich mit vielen Herausforderungen konfrontiert, wenn es darum ging, das Leistungsgefälle zwischen Schüler:innen mit Migrationshintergrund und ihren Altersgenossen ohne Migrationshintergrund zu verringern. Jüngste Statistiken haben gezeigt, dass die Leistungen von Schüler:innen in städtischen Mittelschulen (MS) mit hohem Migrant:innenanteil unter dem nationalen Durchschnitt und deutlich unter denen ihrer Altersgenossen in allgemeinbildenden Sekundarschulen liegen. Um zu verstehen, wie die Leistungen aller Lernenden in den MS verbessert werden können, wendet sich das Projekt dem Konstrukt des Engagements zu, das einen wesentlichen Beitrag zum Lernerfolg leistet. Das Projekt untersucht drei verschiedene Dimensionen des Engagements: (a) Engagement im Englischunterricht, (b) Engagement in der Schule und (c) Engagement bezüglich des Sprachrepertoires der Lernenden, sowohl in als auch außerhalb der Schule.
Das Projekt hat fünf Hauptziele. Erstens soll untersucht werden, wie sich das Engagement der Mittelschüler:innen im Englischunterricht während einer Aufgabe, einer Unterrichtsstunde und eines Schuljahres verändert. Zweitens sollen die Faktoren untersucht werden, die das Engagement über diese verschiedenen Zeiträume hinweg unterstützen oder behindern können. Das dritte Ziel des Projekts ist es, das Engagement von Mittelschüler:innen über den Zeitraum eines Schuljahres zu untersuchen. Das vierte Ziel ist es, zu verstehen, wie sich Mittelschüler:innen mit und ohne Migrationshintergrund im Laufe eines Schuljahres mit ihrem Sprachrepertoire innerhalb und außerhalb der Schule beschäftigen. Im fünften Ziel untersucht das Projekt die Verbindungen
zwischen dem Engagement im Englischunterricht, allgemein in der Schule, und mit verschiedenen Sprachen über mehrere Zeiträume hinweg, um ein Mehrstufenmodell des Sprachlern-Engagements für Mittelschüler:innen in Österreich zu erstellen.
Das vorgeschlagene Projekt umfasst zwei Hauptphasen. In Phase I werden Teilnehmer:innen aus zwei Englischklassen in zwei verschiedenen Mittelschulen in Graz rekrutiert; eine davon befindet sich in einer städtischen Umgebung mit einem hohen Migrant:innenanteil, die andere in einem Vorort mit einem unterschiedlichen Anteil an Schüler:innen mit und ohne Migrationshintergrund. Die Daten werden mit folgenden Instrumenten erhoben: (a) Beobachtungen im Klassenzimmer; (b) Video- und Audioaufnahmen von Unterrichtsstunden; (c) Echtzeit-Tracking des Engagements; und (d) Interviews nach der Unterrichtsstunde. Phase II wird eine groß angelegte Fragebogenerhebung beinhalten, die an alle öffentlichen Mittelschulen in der Stadt Graz verteilt wird.
Das Ziel des Projekts ist es, besser zu verstehen, wie man den akademischen Erfolg von Schüler:innen mit unterschiedlichem kulturellem, sozialem und sprachlichem Hintergrund unterstützen und fördern kann, wobei ein besonderes Augenmerk auf das Engagement von Mittelschüler:innen mit Migrationshintergrund gelegt wird.
Just Futures? Approachung Cultural Climate (CCM)
Fördergeber: FWF (Weave – International Project, Nr. I-6655)
Dauer: 2023/06/01-2026/05/30
Projektleitung: Univ.-Prof. Julia Hoydis
Höhe: € 206.255
Webseite: https://www.cultural-climate-models.org/
Projektmitarbeiter (Graz): Jöran Landschoff
Projektpartner:innen (international):
Deutschland (Fördergeber DFG)
Prof. Dr. Roman Bartosch (Köln), Dr. Carolin Schwegler (Köln), Prof Dr. Jens M. Gurr (Duisburg-Essen),
Großbritannien (Fördergeber UKRI, AHRC)
Prof. David Higgins (Leeds), Dr. Warren Pearce (Sheffield)
Kurzbeschreibung: Klimawandel – welche Bilder von der Zukunft haben Menschen dazu im Kopf? Und woher kommen diese? Wissenschaftliche Modelle erklären die Hintergründe und liefern Daten, doch Zukunftsvorstellungen werden auch in literarischen Texten, in Essays oder in den sozialen Medien formuliert und diskutiert. Das internationale Forschungsprojekt von Wissenschaftler:innen aus Österreich, Deutschland und Großbritannien nimmt diese nun unter die kulturwissenschaftliche Lupe. Literaturwissenschaft, Linguistik, Soziologie und Fachdidaktik kommen in der fächerübergreifenden Projektgruppe zusammen. Sie analysiert, wie sich verschiedene Textarten – etwa Dramen und Essays, Posts in sozialen Medien sowie Lehrmaterialien – zwischen beschreibenden Aussagen zum Klimawandel und richtungsweisenden Forderungen bewegen.
Wie beschreiben solche Werke unsere Zukunft? Zugespitzte Szenarien, Endzeitstimmung oder alltägliche Helden – in den untersuchten Texten wird der Klimawandel anders dargestellt als in Fachartikeln. „Es geht uns darum zu zeigen, wie verschiedene Medien und Textsorten Klimazukünfte entwerfen und sie greifbar machen“, erklärt Projektleiterin Hoydis.
Bisher dominieren mathematische, meist abstrakte Berechnungen die Klimaforschung. Von Forschenden wird seit Längerem ein stärkerer geisteswissenschaftlicher Ansatz gefordert. Darauf reagiert dieses Projekt und bereichert die Kommunikation dazu um eine literaturwissenschaftliche Perspektive.
Im Zentrum stehen Fragen nach Zukunftshandeln, wie verschiedene Texte Generationskonflikte verhandeln und welche Vorstellungen sie für einen generationengerechten Umgang mit dem Thema entwickeln.